AEMR:
Artikel 1

UDHR:
Article 1

Die folgende Posterserie befasst sich mit dem ersten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR). Sie setzt sich stückweise mit alltäglichem Rassismus in Deutschland auseinander und macht bewusst auf unscheinbar wirkende, vorurteilsbehaftete Sichtweisen und Aussagen aufmerksam. Betroffene und Experten klären über unbedachten Rassismus auf.

This set of poster designs refers to Article 1 of the Universal Declaration of Human Rights (UDHR, in german AEMR). More precisely, it deals with everyday racism in Germany and tries to raise awareness on prejudiced statements and points of view that may seem innocent at first glance. In this series, those affected explain why different seemingly “not that racist” statements are actually racist and should be avoided in common parlance.

Tasks // Poster Design / Illustration

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Rassismus im Alltag Everyday Racism

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“ - Artikel 1, AEMR

Die Geschichte zeigt immer wieder: Rassismus ist noch immer ein Thema, auch in Deutschland. Im Zuge der transnationalen Black Lives Matter Bewegung entstand eine Plakatreihe, die sich nun stückweise dem Rassismus im deutschen Alltag stellt und versucht, sich etwas mehr im Geist der Solidarität zu begegnen. Sie befasst sich mit drei gängigen, scheinbar unauffälligen Aussagen Weißer Menschen, die oftmals "nett gemeint sind" - jedoch im Kern diskriminierend. Die Serie macht darauf aufmerksam, dass solch "einfache" Aussagen viel schwerwiegendere Bedeutungen in sich tragen. Umso wichtiger: Eine tiefgehende Recherche, Begriffsklärungen und die Suche nach Antworten - denn man selbst wächst mit Werten und Strukturen auf, die es Wert sind, hinterfragt, beleuchtet und neu verstanden zu werden.

Mit den Plakaten soll man denjenigen zuhören, die diese Situationen erleben. Daher erhalten Schwarze Menschen, People of Colour, Rassismus-Experten das Wort, damit wir zuhören, lernen und aktiv werden können.

„Top 3 Tipps: Zuhören, lernen, aktiv werden. Denjenigen zuhören, die von rassistischen Erfahrungen berichten. Sich selbst weiterbilden und lernen. Wie Noah Sow sagte: „Wir können nichts dafür, dass wir so viel rassistischen Unsinn beigebracht bekommen haben. Wir können ihn jetzt aber loswerden.“ Aktiv einschreiten, wenn rassistische Situationen passieren.“ Vgl. Aminata Touré

“All human beings are born free and equal in dignity and rights. They are endowed with reason and conscience and should act towards one another in a spirit of brotherhood.” - Article 1, UDHR

Taking a look at past and present events, we still see racism everywhere, including Germany. Not only but especially inspired by the transnational Black Lives Matter movement, a set of three posters was created to confront seemingly innocent everyday racism in Germany and explain why certain sentences can be harmful to Black People and People of Colour - even though they are not always meant to be discriminatory on purpose.

This project started with an in-depth research phase and learning a lot about racism, how to avoid and act against racism - and it’s a phase that’ll never stop. The three designs of this project are not only meant to raise awareness but to give those affected a voice. These posters reflect different statements of everyday racism, visualized in text and an eyecatching illustration to think about. In addition, they include statements of different people with true expertise to rebut those sentences and explain the racism behind them. It is time to listen: As Aminata Touré says, we can listen, learn and take action. It’s not our fault that we learned a lot of racist nonsense but we can do everything to get rid of it. Vgl. Aminata Touré

Zuhören. Lernen. Aktiv werden. Listen. Learn. Take Action.

Jedes Plakat greift auch visuell die Tipps "Zuhören, Lernen, Aktiv werden" auf: Ein familiärer Satz des unbewussten Alltagsrassismus' fungiert als Aufhänger des Plakats und soll zum Näheren Betrachten (und Zuhören) bewegen. Rassismusexperten und Menschen, die diese Erfahrungen im Alltag machen, erhalten darunter das Wort und erläutern bei näherem Hinsehen, was an dieser Aussage rassistisch ist. So tritt ein direkter Lerneffekt ein und es wird deutlich, dass es um die Vermeidung von Alltagsrassismus geht. Um zusammen mit der Aussage Aufmerksamkeit zu erregen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, visualisiert eine großflächige Illustration die Aussage und lenkt den Blick schließlich auf einen scanbaren QR-Code. Hier kann jeder direkt über das Plakat weitere Informationen erhalten, sich weiterbilden, aktiv werden. Das es sich um eine Auswahl an weiterführenden Informationen handelt, ist jeder Betrachter dazu aufgerufen, sich eigenständig weiter zu informieren.

Visuell greift die Serie Farben auf, die zunächst einen eher fröhlichen, harmlosen Eindruck hinterlassen - passend zu den oft "nett gemeinten" Aussagen. Bei genauerer Betrachtung greifen die Illustrationen jedoch die Probleme eben jener Sätze auf. Die blaue Farbe agiert als "Richtigstellung" und weist auf weitere Informationen hin.

The poster design is inspired by Aminata Touré's three top tips for White People when it comes to racism: Listen, learn and take action. At first glance, you’ll notice a bold sentence and an eyecatching, colourful illustration. They are meant to spark interest and make you come closer. The sentences reflect statements of everyday racism - common sentences mostly used with good intention but without knowing the discriminatory meaning. The illustrations refer to those sentences: They are nice, colourful, playful at first glance but contain a deeper, serious meaning. When text and image make you come closer and listen, the text beneath the statement is supposed to make you learn. Beneath each racist statement, a Black Person, PoC or racism expert explains the true meaning of the sentence for an instant learning effect. By scanning a QR-Code in the middle of each poster, you can take a small action: The code provides a selection of information about racism, making it easy to keep on learning after you’ve seen the poster. It encourages everyone to do more research on their own and never stop listening, learning and taking action against racism.

Woher kommst du eigentlich wirklich? Where are you actually from?

„Diese [Frage] impliziert, dass eine Schwarze Person oder eine Person of Colour nicht Deutsch und damit im eigenen Land nicht zu Hause sein kann.“

Vgl. Tupoka Ogette

„Diese [Frage] impliziert, dass eine Schwarze Person oder eine Person of Colour nicht Deutsch und damit im eigenen Land nicht zu Hause sein kann.“

("This question implies that a Black Person or a Person of Colour can’t be German and be at home in Germany.")

Vgl. Tupoka Ogette

Wow, du sprichst aber gut Deutsch! Wow, your German is pretty good!

„Die Thematisierung der Sprachbeherrschung, unabhängig ihrer häufig gut gemeinten Intention, betont eine Grenze: Sie markiert, wer zur eigentlichen Nation“ gehört und verweist die als „Personen mit Migrationshintergrund“ Adressierten in ein konstitutives Außen.“

Vgl. Mark Terkessidis (2004). Die Banalität des Rassismus: Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive.

„Die Thematisierung der Sprachbeherrschung, unabhängig ihrer häufig gut gemeinten Intention, betont eine Grenze: Sie markiert, wer zur eigentlichen Nation“ gehört und verweist die als „Personen mit Migrationshintergrund“ Adressierten in ein konstitutives Außen.“

("Addressing the command of language separates people from oneself, no matter if the statement is well-intended: It highlights who “belongs to the nation” and relegates the person perceived with a migrant background outside of it.")

Vgl. Mark Terkessidis (2004). Die Banalität des Rassismus: Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive.

Darf ich mal deine Haare anfassen? Can I Touch your Hair?

„Ungefragtes Haareanfassen sagt: „Du bist mir fremd. Du bist exotisch. Ich glaube, das Recht zu haben, dich anzufassen. Du bist dafür da, meine Neugierde zu befriedigen. Damit macht man seinen Gegenüber zum Objekt. Und wenn ich vorher frage? Das kommt darauf an. Kennst du die Person so gut, dass du die ihr die Frage stellen kannst? Oder ist sie einfach nur: Rassistisch?"

Vgl. Tembi Wolf

Ungefragtes Haareanfassen sagt: „Du bist mir fremd. Du bist exotisch. Ich glaube, das Recht zu haben, dich anzufassen. Du bist dafür da, meine Neugierde zu befriedigen. Damit macht man seinen Gegenüber zum Objekt. Und wenn ich vorher frage? Das kommt darauf an. Kennst du die Person so gut, dass du die ihr die Frage stellen kannst? Oder ist sie einfach nur: Rassistisch?"

("Touching hair without being asked conveys this message: “You are foreign, you are exotic. I believe I have the right to touch you. You’re here to answer my curiosity.” The person is reduced to an object. What if I ask? That depends on how good you know that person. Are you close enough to ask that question - or are you just racist?")

Vgl. Tembi Wolf